Über das Autor:innenteam

Unsere Wege kreuzten sich am Institut Unterstrass der PH Zürich, wo wir, Nicole und Luca, sofort eine gemeinsame Basis in unseren internationalen Hintergründen und Erfahrungen fanden. Luca, mit italienischen Wurzeln, wurde durch die häufigen Reisen seiner Familie geprägt, während meine, Nicoles, eigene mehrsprachige und multikulturelle Erziehung in Kanada, Ecuador sowie schliesslich in der Schweiz stattfand. Diese vielfältigen persönlichen Geschichten prägen unsere Ansichten und Methoden als Lehrpersonen.
Wir teilen die Überzeugung, dass unsere Offenheit und unser multikultureller Hintergrund uns ein umfassenderes Verständnis für mehrsprachige Kinder ermöglichen. Zudem erkennen wir Sprachen als wertvolle Ressourcen an, die es zu fördern gilt, zumal diese Ressource wesentlich für die Zugehörigkeit und die Identitätsbildung ist. Im Laufe des Semesters stellten wir fest, dass wir ähnliche Erfahrungen im Schulsystem gemacht haben, insbesondere die, dass das Anerkennen von Mehrsprachigkeit es Kindern ermöglicht, sich zu entfalten. Allerdings beobachteten wir auch, dass viele Lehrpersonen mit der Umsetzung dieser Erkenntnis überfordert sind.
Motiviert durch diese Beobachtungen entschlossen wir uns, unsere Bachelorarbeit zu nutzen, um eine praxisorientierte Lösung zu entwickeln. Unser Ziel war es, ein Tool zu erstellen, das als Nachschlagewerk dient und Lehrpersonen dabei hilft, Mehrsprachigkeit im Klassenzimmer nicht nur zu fördern, sondern auch wertzuschätzen. Diese Website soll als Brücke dienen, durch die die pädagogische Theorie mit alltäglicher Praxis verbunden wird, um ein inklusives und effektiveres Lernumfeld zu schaffen.
Dass unsere Arbeit relevant ist, wird in der Fachwelt bestätigt: Winter (2022) stellte in ihrer Forschung fest, dass pädagogische Fachkräfte (Forschung mit 2- bis 6-Jährige in Kitas und Kindergarten, Deutschland) zwar grundsätzlich eine offene Haltung gegenüber migrationsbedingter Mehrsprachigkeit haben, in der Praxis jedoch eher eine einseitige Bildung bevorzugen, da ihnen Methoden für eine mehrsprachige Bildung wenig bekannt sind.
Für Lehrpersonen kann die grosse Heterogenität der Vorkenntnisse und sprachlichen Kompetenzen der Kinder eine Herausforderung darstellen (Winter, 2022). Diese Feststellung entspricht unseren Erfahrungen aus der Praxis. Die Absicht, dies zu ändern, ist vorhanden, jedoch fehlen die entsprechenden Werkzeuge. Daher möchten wir mit dieser Arbeit eine Hilfestellung bereitstellen, um diesem entgegenzuwirken.
Durch das Behandeln dieser Thematik wurde uns bewusst, wie ausgeprägt Mehrsprachigkeit in Zürcher Schulen ist. Durch unsere Praxiserfahrungen merkten wir auch, dass noch viel Einsatz seitens Lehrpersonen erforderlich ist, damit die Erstsprachen als ganzheitliche Ressource angesehen werden. Uns ist bewusst, dass die aktive Einbindung der Mehrsprachigkeit eine Herausforderung darstellen kann, jedoch ist das nicht unmöglich. Wir empfehlen den Lehrpersonen Mut, Engagement und Offenheit. Mithilfe dieser Website soll es gelingen, ein mehrsprachiges Klassenzimmer zu schaffen, in dem sich die Kinder in ihrer Sprachidentität entfalten können.
Über die Autorin Nicole Isler-Russnaik
Geboren in Kanada und aufgewachsen in Ecuador habe ich mit zwölf Jahren die Reise nach Europa angetreten, wo ich in der Schweiz ein neues Zuhause fand. Diese internationale Reise prägte meine frühen Jahre signifikant, besonders als ich in das Zürcher Schulsystem eintrat. Zu Beginn meiner Schulzeit in Zürich stiess ich aufgrund meiner unzureichenden Deutschkenntnisse auf Herausforderungen. Ich sprach damals nur Spanisch und Englisch, was sowohl positive als auch negative Reaktionen hervorgerufen hat. Während einige die Mehrsprachigkeit als Hindernis beurteilten, erkannten andere Lehrpersonen sie als wertvolle Ressource. Diese Unterstützung war entscheidend für meinen weiteren Bildungsweg und meine akademische Karriere.
Meine akademische Reise führte mich zu einem Studium der Wirtschaftswissenschaften. Nach meinem Bachelorabschluss widmete ich mich mehrere Jahre lang dem internationalen Geschäftswesen, wodurch ich wertvolle Einblicke und Erfahrungen erhielt. Dennoch wollte ich letztendlich meinem eigentlichen Traum verwirklichen: Lehrerin zu werden. Diesen Schritt wagte ich erst nach zehn Jahren Berufserfahrung, da ich anfangs nicht ausreichend Deutsch sprach und mich immer wieder selbst davon überzeugte, dass es nicht ausreichen würde. Diese Unsicherheit habe ich inzwischen überwunden.
Als Mutter eines mehrsprachigen Kindes liegt es mir besonders am Herzen, dass die Mehrsprachigkeit und der multikulturelle Hintergrund als Bereicherung und nicht als Hindernis angesehen werden. Diese Überzeugung ist die Hauptmotivation für meine Bachelorarbeit: Ich habe beobachtet, dass viele Lehrpersonen zwar die Vorteile der Mehrsprachigkeit erkennen, jedoch oft nicht über die notwendigen Werkzeuge verfügen, um diese effektiv in den Schulalltag zu integrieren. Mit dieser Arbeit hoffe ich, Lehrpersonen praktische Ansätze und Ideen anbieten zu können, die sie in ihren Unterricht integrieren können, um so die Bildungschancen aller Schüler zu verbessern.
Über den Autor Luca Liparoti
Geboren in Zürich Schwamendingen als Kind italienischen Eltern wuchs ich in einem multikulturellen und -lingualen Umfeld auf. Bis zum Eintritt in den Kindergarten wurde ich einsprachig erzogen. Zuhause wurde Italienisch gesprochen und meine Eltern hatten zu diesem Zeitpunkt keine Freunde oder Freundinnen, die eine andere Sprache sprachen. Allerdings wohnten wir in einer Strasse, in der viele Nationalitäten vertreten waren. Somit war ich ständig anderen Sprachen ausgesetzt, wenn auch nur auditiv. Im Kindergarten lernte ich Deutsch und fing gleichzeitig auch an, mehr Zeit mit anderen Kindern zu verbringen. Es wurden verschiedene Sprachen gesprochen und ein gebrochenes Deutsch war die ‹Lingua Franca›. Diese Kontaktpunkte erfolgten in einer mehrsprachigen Erziehung, bei der meine Eltern weiterhin Italienisch sprachen, Deutsch aber bedingungslos akzeptierten und zuliessen. Mit meinem älteren Bruder fing ich an, Deutsch zu sprechen, mit meinen Eltern kommunizierte ich hingegen auf Italienisch. Schnell gelang es mir, flexibel zwischen den
Sprachen zu wechseln und diese auch zu übersetzen. In einem sehr jungen Alter fing ich an, Videospiele zu spielen, welche damals hauptsächlich auf Englisch waren und noch nicht übersetzt wurden. So kam ich schon vor dem Eintritt in die erste Klasse mit Englisch in Berührung. Ich verstand nicht alles, aber ich wurde damit konfrontiert. In der Zwischenzeit fing mein Vater an, am Zürcher Flughafen für eine französische Fluggesellschaft zu arbeiten. Damit wurde Französisch ein Teil meines Alltags. Es waren demnach vier Sprachen daheim vertreten.
Diese Mehrsprachigkeit war immer wieder Gesprächsthema bei uns zuhause. Wir redeten oft und gerne über die Sprachen. Wir spielten Spiele und übersetzten Lieder sowie Geschichten. Sprachen waren und sind bis heute Kernelemente in meiner Familie.
Die Folge dieser gelebten Mehrsprachigkeit ist, dass ich meine Erstausbildung in der Hotellerie absolvierte. Als Servicefachmann konnte ich alle meine vier Sprachen kompetent und sinnvoll nutzen. Nach einigen Jahren Berufserfahrung merkte ich jedoch, dass ich mein Wissen und meine Sensibilität, vor allem in Bezug auf Sprachen, weitergeben möchte. Deswegen entschloss ich mich, Lehrer zu werden. Mittlerweile arbeite ich in einem Sprachförderkindergarten in Zürich Schwamendingen. Im Erwachsenenalter lernte ich zusätzlich Spanisch und habe somit ein fundiertes Sprachwissen, was mir auch als Lehrperson eine grosse Ressource ist. Ich erkenne die Bedeutung der Erstsprachen von Kindern und bin mir bewusst, wie sinnvoll es ist, diese zu fördern sowie wertzuschätzen.